Donnerstag, 18. November 2010

FC-Jahreshauptversammlung

Der Andrang war riesig, die Fan-Seele kochte. Was für eine Chance, die Emotionen in die richtigen Bahnen zu lenken! Die Jahreshauptversammlung des 1. FC Köln hätte für den Klub ein Signal des Aufbruchs werden können. Die Verantwortlichen verfolgten eine andere Strategie.

Mit der FC-Hymne ließen sich die Mitglieder zu Versammlungsbeginn in den Jahren zuvor stets beruhigen. Diesmal aber hielten viele von Ihnen während des Lieds ihre Nein-Karte nach oben. In solcher Masse, dass das Lied nicht einmal nach der Hälfte ausgeblendet wurde. Und nun wurde deutlich, was das Podium erwartete: Der Saal donnerte: "Meier raus", "Ihr macht den FC kaputt". Über die Wucht waren wohl nicht nur die Vereinsoberen erschrocken.


Als Vizepräsident und Sitzungsleiter Friedrich Neukirch wenig später ein Happy Birthday für die Mitglieder anstimmen wollte, die Geburtstag hatten, und wütend niedergepfiffen wurde, schüttelten viele bereits mit dem Kopf. Diese FC-Jahreshauptversammlung würde entweder gar nichts bringen - oder mit großer Verstimmung enden.

Die Wut der Leute ins Leere zu lenken; und zwar so, dass jeder der Vereinsträger den Abend ohne Schaden überstand - das war die Aufgabe, die die Amtsträger offenbar lediglich bewältigen wollten. Gelungen ist das nicht, denn letztlich wurde der Vorstand nicht entlastet.

Dabei war die Nicht-Entlastung keine geplante Aktion, sondern von vielen Mitgliedern eine spontane Entscheidung, aus dem Gefühl, dem Bauch heraus getroffen. Ein Gefühl deshalb, weil die wenigen kompetenten Redner aus dem Auditorium vom Vorstand schnell abgebügelt wurden. Weil der Vorstand viele Fragen schlichtweg mit Phrasen beantwortete. Zusammengefasst: Weil niemand im Saal das Gefühl hatte, dass diese Herren ihnen klare Antworten, klare Lösungen für die Zukunft des Vereins präsentierten.

Fast wäre das alles glattgelaufen. Wolfgang Overath hatte mit seiner Rede die Mehrheit auf seine Seite gezogen. Und im Verlauf der Fragestunde begann auch Michael Meier zu sprechen. Zu Beginn der Versammlung unvorstellbar. Meier agierte minütlich mit mehr Selbstvertrauen. Aus einer brüchigen Stimme zu Beginn, wurde die Aussage "Ich beantworte nur Fragen", bis hin zum Angebot auf "Nachhilfe" bei einem Mitglied. Gepaart mit Neukirchs fehlender Jovialität, Overaths kratzigen, teils beleidigten Antworten, breitete sich bei den Mitgliedern ein unterschwelliges Gefühl der Ohnmacht aus.

Dabei erschien auch die Vorstands-Entlastung zu Beginn nicht als geeignetes Ventil, diese Wut rauszulassen. Erst als der Wahlleiter ein 50:50-Ergebnis bei der ersten Entlastungs-Abstimmung zu Gunsten des Vorstands durchwinken wollte ("Ich sehe, dass ist die Mehrheit. Damit ist der Vorstand entlastet"), kochte die Wut in vielen über.
Dieser Vorstand, der ihnen erst keine Lösungen aufzeigte und die Mitglieder jetzt auch noch so abbügeln wollte - das wollten sich viele nicht mehr gefallen lassen. Ein Großteil, der zuvor noch mit Ja gestimmt hatte, hielt bei der anschließenden Auszählung auch die Nein-Karte in die Höhe.


Die Quittung für einen Abend, den die Vereinsoberen irgendwie durchpauken wollten, der Fan-Seele aber keine Hoffnung auf Besserung geben konnten und wollten.

Wer alles noch einmal chronologisch nachlesen möchte: Hier ist mein Twitter-Liveticker von der Jahreshauptversammlung: http://twitter.com/fcbuch

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